Pia

Pia war acht Jahre alt, als sie aus ihrem Zuhause geholt wurde. Sie lebte allein mit ihrem Vater in einer kleinen Wohnung. Ihre Mutter war schon vor Jahren weggegangen. Pia wusste nicht, warum, und ihr Vater sprach nie darüber. Was Pia aber wusste, war, dass ihr Vater oft sehr traurig und sehr wütend war – und dass er fast jeden Tag trank. An guten Tagen sang er Lieder aus seiner Jugend, schälte Äpfel für sie und erzählte ihr Geschichten aus seiner Kindheit. An schlechten Tagen lag er auf dem Sofa, schrie sie an oder vergaß, ihr etwas zu essen zu geben. Die Wohnung war dunkel, unordentlich, und Pia ging oft ohne Frühstück in die Schule. Immer öfter blieb sie auch ganz zu Hause, weil niemand sie weckte oder sie einfach zu müde war. Eines Abends kam ihr Vater gar nicht nach Hause. Sie hatte Hunger, aber im Kühlschrank war nur ein alter Joghurt. In der Nacht klopfte es plötzlich an der Tür – zwei Polizisten und eine Sozialarbeiterin standen davor. Ihr Vater hatte betrunken einen Unfall verursacht und war ins Krankenhaus gebracht worden. Niemand wusste, wie lange er dortbleiben würde. Pia wurde noch in derselben Nacht zu einer Krisenpflegefamilie gebraucht. Anfangs weinte sie viel. Sie vermisste ihren Vater trotz allem. Aber zum ersten Mal seit Langem musste sie sich nicht darum sorgen, ob es etwas zu essen geben würde oder ob jemand sie anschreit. Wenige Wochen später zog Pia zu einer liebevollen Pflegefamilie mit zwei eigenen Kindern. Sie blühte auf. In der Schule beteiligte sie sich endlich wieder am Unterricht, lachte mehr und hatte bald ihre erste beste Freundin. Mit Hilfe einer Therapeutin konnte Pia über ihre Erfahrungen sprechen. Es war nicht leicht – aber sie lernte, dass sie keine Schuld an der Situation ihrer Eltern hatte. Heute ist Pia ein fröhliches, neugieriges Mädchen.

Pia 
wird unterstützt
von der

Pflegefamilien | Kinderdörfer | Familienarbeit GmbH

und vom
Weingut